Szenen
Neulich beim Psychiater…
Oder „Warten auf Sie“
Eine Klipp-Klapp-Szene
Er: Guten Tag, Herr Doktor
Dr.: Guten Tag.
Er: Herr Doktor…
Dr.: Doktor.
Er: Bitte?
Dr.: Ich bin Doktor Doktor.
Er: Sie heißen Doktor?
Dr.: Nein, ich habe nur zwei Doktoren-Titel
Er: Wie das?
Dr.: Wie was?
Er: Haben sie zwei Doktorentitel?
Dr.: Das sagte ich bereits.
Er: Ja, aber warum?
Dr.: Weil sie nur einmal Doktor gesagt haben.
Er: Aber warum haben sie zwei Doktorentitel?
Dr.: Einen habe ich in Allgemeinmedizin und einen in Psychologie. Und der dritte…
Er: Ich dachte sie hätten nur zwei.
Dr.: Der dritte ist ein Ehrendoktor aus meinem Swinger-Club.
Er: Aha. Also Herr Doktor Doktor Doktor.
Dr.: Doktor Doktor reicht.
Er: Danke Doktor.
Dr.: Doktor.
Er: Ich bin wegen meiner Freundin hier.
Dr.: Sie ist aber nicht hier.
Er: Das ist ja das Problem.
Dr.: Wieso?
Er: Weil sie hier sein sollte.
Dr.: Aber sie hat gar keinen Termin!
Er: Deswegen bin ich ja hier.
Dr.: Ich dachte sie sind wegen ihrer Freundin hier.
Er: Ja, aber sie kommt ja nicht.
Dr.: Und dass kommt ihnen erst jetzt?
Er: Nein, sie will ja nicht, also komme ich für sie.
Dr.: Verstehe.
Er: Wirklich?
Dr.: Nein.
Er: Ich bin hier weil sie keine Therapie machen will, also mache ich sie für sie.
Dr.: Und für sie?
Er: Das sagte ich bereits.
Dr.: Aber machen sie die Therapie auch für sich selbst?
Er: Warum sollte ich das tun?
Dr.: Damit sie ihre Freundin verstehen.
Er: Versteh ich nicht.
Dr.: Ja, eben.
Er: Ich muss sie nicht verstehen. Sie hat ja das Problem.
Dr.: Ihr Problem ist auch ihr Problem.
Er: Deswegen bin ich ja hier.
Dr.: Erzählen sie mir was von ihrer Kindheit.
Er: Ich wuchs als 3. Sohn einer…
Dr.: Nein, nicht von ihrer, sondern von ihrer.
Er: Natürlich, Entschuldigung.
Stille
Dr.: Ja und?
Er: So lange kenne ich sie noch nicht.
Dr.: Wie lange kennen sie mich noch nicht?
Er: Nicht sie, sie.
Dr: Und wie lange kennen sie sie noch nicht?
Er: Seit ihrer Kindheit.
Dr.: Und wie lange kennen sie sie schon?
Er: Seit einem Jahr.
Dr.: Und sie erzählt ihnen nie von ihrer Kindheit?
Er: Warum sollte sie von meiner Kindheit erzählen?
Dr.: Ich meine von ihrer eigenen.
Er: Doch.
Dr.: Dann erzählen sie doch.
Er: Geht nicht, ich höre nie zu.
Dr.: Das ist ihr Problem.
Er: Ihr Problem ist es, dass sie niemals etwas schönes sagt, so wie „Ich liebe dich“ Oder „Danke“.
Dr.: Für was?
Er: Nicht für sie!
Dr.: Aber für was soll sie Danke sagen.
Er: Keine Ahnung, einfach mal so. Allgemein halt.
Dr.: Aber niemand sagt Allgemein halt Danke.
Er: Aber sie sagt NIE was.
Dr.: Sie ist also Stumm?
Er: Sie ist Pessimist.
Dr.: Wäre ich auch, wenn ich stumm wäre.
Er: Sie ist nicht stumm, sie redet sehr viel, nur nie von was Schönem.
Dr.: Zum Beispiel?
Er: Vom Heiraten.
Dr.: Das hat Zeit.
Er: Aber schön wäre es.
Dr.: Ihre Zeit läuft ab.
Er: Woher wollen sie das wissen, ich bin erst 25.
Dr.: Weil ihre Krankenkasse nicht mehr bezahlt.
Er: Wofür?
Dr.: Für die Therapiesitzung.
Er: Aha. … Meine Krankenkasse oder ihre?
Dr.: Meine.
Er: Was hat ihre Krankenkasse damit zu tun?
Dr.: Ich meinte meine wie ihre.
Er: Meine?
Dr.: Das meinte ich.
Er: Und meine Freundin?
Dr.: Ist nicht hier.
Er: Das ist mein Problem.
Dr.: Und ihres auch.
Er: Auf Wiedersehen Herr Doktor.
Dr.: Doktor.
Er: Ach ja, auf Wiedersehen.
Dr.: Auf Nimmerwiedersehen.